Die als Chinaseuche bekannte Erkrankung der Kaninchen verliert auch heute nicht an Bedeutung. Auslöser ist ein Virus, welches Mitte der 80er Jahre aus China eingeschleppt wurde. In ganz Europa verbreitete sich das Virus rasend schnell und forderte unzählige Opfer sowohl in der wildlebenden, als auch in der Hauskaninchenpopulation. Bis heute haben sich die Wildtierbestände nicht erholt und auch in Zucht- und Hobbyhaltung besteht das Problem weiterhin.
Das Virus löst in den Tieren die „ rabbit haemorrhagic disease“ (RHD) aus. Die Krankheit ist hochansteckend und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tödlich. Es gibt unterschiedliche Verlaufsformen. Grundsätzlich beläuft sich die Inkubationszeit auf 1 bis 3 Tage. Die Tiere erliegen der Krankheit zumeist innerhalb von 12 bis 36 Stunden nach Auftreten von hohem Fieber. Jedoch können unterschiedliche Verlaufsformen beobachtet werden: in der perakut auftretenden Form sterben die Tiere plötzlich, ohne dass für den Besitzer klinische Anzeichen auszumachen sind. Der akute Verlauf ist gekennzeichnet durch Teilnahmslosigkeit, Verweigerung der Futteraufnahme und neurologischen Symptomen, wie Taumeln, Lähmungen oder Erregungserscheinungen. Es können auch Anzeichen eines Atemwegsinfektes auftreten. Typisch in der ursprünglichen Form der Erkrankung ist das Auftreten von inneren Blutungen und Nasenbluten. Das Ziel des Virus im Körper des Kaninchens ist vor allem das Lebergewebe, hier richtet es erheblichen Schaden an, indem es die Leberzellen zerstört. Es breitet sich aber im gesamten Organismus aus, so dass auch in allen anderen lebenswichtigen Organen Blutungen und somit tödliche Schäden auftreten.
Das Virus ist extrem ansteckend und kann von Tier zu Tier über direkten Kontakt aber auch über blutsaugende Insekten und sogar über Kleidung und Einstreu übertragen werden.
Seit 2010 wurde eine neue Variante des RHD-Virus (RHDV 2) festgestellt, das zu Erkrankungen von ungeimpften aber auch geimpften Kaninchen führt, wobei der Verlauf bei gegen RHD geimpften Tieren scheinbar moderater ist (Schirmeier 2015). Auch Feldhasen sind für diese Virusvariante anfällig. Charakteristisch ist, dass auch sehr junge Tiere empfänglich sind. Der Verlauf ist rasant und endet fast durchweg mit dem Tod.
Daher hat die Prophylaxe entscheidende Bedeutung. Durch Impfungen ist es möglich, die Kaninchen vor der Erkrankung zu schützen. Wichtig ist die rechtzeitige Impfung und eine Wiederholungsimpfung nach 3-4 Wochen, eine jährliche Auffrischung sollte erfolgen. Geimpft werden können Kaninchen ab einem Lebensalter von 4-6 Wochen. Wichtig ist es, den gesamten Tierbestand zu impfen.
Es liegt noch keine spezielle Impfung gegen das RHD 2 Virus vor. Eine Studie des Impfstoffherstellers zeigte allerdings, dass der herkömmliche Impfstoff zweimal im Abstand von 3 Wochen eingesetzt, vor dem Tod durch die neue Virusvariante schützen kann, allerdings nicht vor Krankheitssymptomen wie Fieber und Fressunlust.
In Frankreich gibt es bereits einen Impfstoff gegen das RHD 2 Virus, dieser wird wahrscheinlich im Laufe des Jahres auch in Deutschland verfügbar sein.
Literatur:
Schirmeier, H. (2015)
Zum Auftreten von RHDV-2 in Deutschland – aktuelle Herausforderungen in der Diagnostik und Bekämpfung
LABLOEFFLER 10.2015, Heft 1 Seite 4-6