Q-Fieber (Coxiella burnetii)


Der Begriff Q-Fieber kommt aus dem englischen von „query-fever“. „Query“ bedeutet so viel wie „fraglich“, was daher rührt, dass bei der Entdeckung der Krankheit zunächst kein Erreger festzustellen war (TRAULSEN 2013). Schließlich konnte Coxiella burnetii als Ursache des Q-Fiebers identifiziert werden. Es ist ein gram-negatives Bakterium aus der Gruppe der Legionellen, welches innerhalb der Körperzellen des Wirtes lebt (MicrobeWIKI). Schafe, Rinder und Ziegen sind das Hauptreservoir von Coxiella burnetii. Allerdings kann der Erreger auch Menschen befallen (Zoonose). Er ist weltweit verbreitet.

 

Der Erreger

Coxiella burnetii als Dauerform ist in der Umgebung lange infektionsfähig, bei 4 °C ca. 9 Monate, bei höheren Temperaturen sogar bis zu 2 Jahre (VIEBAHN 2014). Die Infektion erfolgt meist über die Luft oder Staub, auch eine Übertragung durch Vektoren (Zecken) ist möglich (VIEBAHN 2014). Höchste Erregermengen werden über Nachgeburten (Plazenta) und Milch ausgeschieden, wobei eine Ansteckung durch den Verzehr von Rohmilchprodukten nicht abschließend geklärt ist (PORTER et al. 2011). Unter Laborbedingungen kann schon das Einatmen eines einzigen Bakteriums für eine Infektion genügen (PORTER et al. 2011).

 

Es gibt zwei Entwicklungsstadien von Coxiella burnetii. Die „small cell variant“ (SCV) stellt die extrazelluläre Form des Erregers dar, sie ist sehr resistent gegenüber Umwelteinflüssen. Nach der Aufnahme (Inhalation ) in den Wirtsorganismus bindet SCV an die Zellmembran und wird in der Zelle in kleine Bläschen aufgenommen. Dort wird SCV zur „large cell variant“ (LCV) aktiviert. Erst nach dieser Aktivierung beginnt die Vermehrung der Bakterien. Ein Bakterium verdoppelt sich innerhalb von 8 bis 12 Stunden. Es entstehen dabei auch SCV, die dann als infektiöse, extrazelluläre Stadien aus der Zelle und dem Organismus ausgeschieden werden. Es sind drei Plasmidvariationen in Coxiella burnetii bekannt. Sie stehen im Verdacht unterschiedliche Krankheitsverläufe hervorzurufen (akuter oder chronischer Verlauf) und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer krankmachenden Eigenschaften (Pathogenität). Auch die Widerstandskraft des Wirtes trägt zum Verlauf der Erkrankung bei (PORTER et al. 2011).

 

Bedeutung als Zoonose

Die Infektion beim Menschen verläuft häufig unbemerkt, nur ca. die Hälfte der betroffenen Personen zeigt Symptome (MicrobeWIKI). Zumeist treten dann grippale Beschwerden auf. Seltener sind Aborte, Herz- und Leberentzündungen möglich (MicrobeWIKI). Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist zu vernachlässigen (PORTER et al. 2011). Gefährdet sind vor allem Personen, die berufsbedingt mit Tieren zu tun haben. Für weitere Informationen sie Robert-Koch-Institut (http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Q-Fieber.html).

 

Bedeutung in Rinderherden

Q-Fieber ist in Rinderbeständen verbreitet und hat erheblichen Einfluss auf die Herdengesundheit und -leistung. Die Seroprävalenz in Milchviehherden ist in den letzten Jahren angestiegen auf bis zu 30-70 % (FRANK et al. 2010). Auf lange Sicht kann Q-Fieber große finanzielle Verluste bewirken. Typische Krankheitsbilder sind Aborte und Totgeburten, lebensschwache Jungtiere und Frühgeburten. So muss beim Auftreten von Verkalbungen auch immer an Q-Fieber gedacht werden. Jedoch sind andere Ursachen, die ähnliche Probleme hervorrufen können ebenfalls abzuklären.

 

Bei klinisch infizierten Kühe äußert sich Q-Fieber in Fruchtbarkeitsstörungen, Gebärmutterentzündungen (Metritis) und Euterentzündungen (Mastitis). Auch Atemwegs- und Herzprobleme sind möglich.

 

Diagnose

Der Nachweis des Erregers selbst kann mittels PCR (polymerase chain reaction) durchgeführt werden. Hierzu eignet sich potentiell infiziertes Material von verdächtigen Tieren (Plazenta, Nachgeburt, abortierter Fetus). Ein Erregernachweis kann auch aus Sammelmilchproben verdächtiger Tiere bis zum 30. Laktationstag stattfinden. Ein Antikörpernachweis kann durch Untersuchung von Blut- oder (Tank-) Milchproben erfolgen.

 

Maßnahmen

Zur Kontrolle einer Q-Fieber Infektion in Rinderbeständen sollten unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Zum einen ist es wichtig die Kontamination der Umwelt zu minimieren, dazu gehört die Einhaltung von Hygienemaßnahmen im Abkalbebereich. Das Ausbringen von Gülle sollte nicht bei starkem Wind stattfinden, um eine Verschleppung zu verringern. Zum anderen schützt eine Bestandsimpfung mit einem inaktivierten Phase-1 Impfstoff laut Hersteller nicht infizierte Tiere davor zu erkranken und Erregerausscheider zu werden. Der Impfstoff ist zugelassen für nicht infizierte, nicht tragende Tiere.

 

Es liegen jedoch Feldstudien vor, in denen bessere klinische Ergebnisse (Reduktion der Abortrate, Verbesserung der Fruchtbarkeit) erreicht wurden, wenn auch trächtige Tiere in das Impfprogramm einbezogen wurden (VIEBAHN 2014). In Herstellerstudien hatte die Impfung tragender Tiere keinen negativen Einfluss auf die Trächtigkeit. Eine weitere Studie zeigte eine verringerte Erregerausscheidung nach der Impfung infizierter Herden (PINERO et al. 2014).

 

Eine Impfung wird empfohlen für alle Tiere ab 3 Monaten. Es sind zwei Impfungen im Abstand von 3 Wochen zur Grundimmunisierung nötig, eine Auffrischung soll nach 9 Monaten erfolgen. Es wird die Impfung der gesamten Herde empfohlen. Optimal ist die Impfung der Jungtiere vor der Belegung.

 

Der Nachweis von Coxiella burnetii ist meldepflichtig. Es kann in manchen Ländern (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen) nach Feststellung der Erkrankung (Erregernachweis, jedoch nicht Antikörpernachweis) eine Beihilfe zur Impfung beantragt werden. Dies wird im Einzelfall entschieden.

 

 

Literatur

FRANK et al. (2010)

Nur Schäfchen zählen? Die Epidemiologie von Q-Fieber in Deutschland in Kontrast zu den Niederlanden- ein Zwischenbericht.

Vortrag RKI zur Jahrestagung des Arbeitskreises für Medizinische Geographie

 

PINERO et al. (2014)

Verlauf einer Coxiella burnetii-Infektion nach Einführung eines zweijährigen Impfprogramms in einem natürlich infizierten Milchrinderbestand

Tierärztliche Umschau, 69, 12, 522-531

 

Porter, S. R.; Czaplicki, G.; Mainil, J., Guatteo, R. and Saegerman, C. (2011)

Q Fever: Current State of Knowledge and Perspectives of Research of a Neglected Zoonosis

International Journal of Microbiology, Vol. 2011, Article ID 248418, 22 pages

doi:10.1155/2011/248418

 

TRAULSEN, K. (2013)

Q-Fieber zu spät erkannt

top agrar, Sonderdruck 12/2013, Münster

 

Coxiella burnetti

https://microbewiki.kenyon.edu/index.php/Coxiella_burnetti